Der Fotograf Jürgen Hummer hat neben der Konzertfotografie ein großes Interesse an Astrofotografie und Landschaftsfotografie. Seit 2015 ist er auf der Suche nach begehrten Motiven aller Art und präsentiert diese mit höchstem Maß an Qualität und Tiefenschärfe.
Worüber wir uns jedoch am meisten freuen, sind seine atemberaubenden Schnappschüsse von Bands auf der Bühne, von denen er uns einige seiner beliebsten Fotos mitgebracht hat, unter anderem von Europe, Godsmack, Powerwolf, Rob Zombie oder Alter Bridge. Mit uns hat „JüX“ über seine Arbeit in der Konzertfotografie gesprochen.
Bitte stell dich unseren Lesern vor, die dich möglicherweise noch nicht kennen – wer bist Du und wie bist Du zur Fotografie gekommen?
Ich heiße Jürgen „JüX“ Hummer und wurde 1983 in Feldkirch/Österreich geboren. Meine erste Kamera habe ich im Mai 2015 gekauft und habe noch am selben Abend das erste Konzert als „Fotograf“ besucht. Zuvor war ich selbst derjenige der als Musiker auf der Bühne stand und mit Bands in Promoshootings involviert war.
Mein Interesse an der Fotografie war damals schon ziemlich ausgeprägt darum hab ich mich dann 2015 dazu entschlossen mir eine Kamera zuzulegen. Ich hatte zum Glück schon ein bisschen Erfahrung mit der Bildbearbeitung und Photoshop, da es ein leidenschaftliches Hobby von mir ist.
Welche Themen und Motive faszinieren dich und was war der vielleicht ungewöhnlichste Auftrag, den du je angenommen bzw. umgesetzt hast?
In erster Linie ist da natürlich die Konzertfotografie. Was mich auch unendlich fasziniert ist die Astrofotografie und Landschaftsfotografie bzw. das Kombinieren der zwei Sparten. Das ungewöhnlichste Shooting war wohl im Helicopter mit offenen Türen über Manhatten zu schweben und New York von oben abzulichten… das war schon ziemlich geil, auch wenn das kein „Auftrag“ per se war sondern eine Herzensangelegenheit von mir selbst.
Wie lange hat es für dich gedauert deinen persönlichen Bildstil und Technik zu finden?
Ich lerne immer noch dazu. Man findet immer wieder neue Techniken, probiert neue Dinge aus. Da ist dann natürlich auch sehr viel „trial and error“ dabei aber ich denke es ist wie in vielen anderen Bereichen: Übung macht den Meister. Wenn ich mir heute meine ersten Fotografien und Bildbearbeitungen dazu ansehe komme ich doch ab und an ins Schmunzeln und sage mir: Was hast du dir dabei nur gedacht 🤣
In wie weit haben dir Fachmagazine, Bücher oder Tutorials von anderen Fotografen dabei geholfen?
Youtube-Tutorials sind zu Beginn auf jeden Fall eine große Hilfe wenn es um das „How-To“ geht. Die habe ich mir anfangs bis zum Abwinken reingezogen, allerdings gings mir da mehr um den „technischen“ Aspekt. Ich wollte mich nicht zu sehr von anderen beeinflussen lassen um meinen Style, meine Kompositionen selbst zu finden. Natürlich gibt es einige Grundregeln die man beachten sollte aber Regeln sind ja bekanntlich da um sie zu brechen.
Mit welcher Kamera und zusätzlichem Equipment fotografiert Du hauptsächlich?
Für die Konzertfotografie kommen bei mir folgende Kameras und Objektive zum Einsatz:
NIKON D500
NIKON D600
Nikkor 14-24mm f2.8
Nikkor 24-70mm f2.8
Nikkor 70-200mm VRII f2.8
Nikkor 200-500mm f5.6 (für FOH)
Nikkor 10.5mm f2.8 (Fisheye)
Blackrapid R-Strap Yeti Slim (Kameragurt)
Mikrofasertücher zur Reinigung der Linsen
Wie bereitest du dich auf eine Show oder die jeweiligen Künstler vor?
Um einigermaßen ein Bild der Show zu bekommen versuche ich Videos der aktuellen Tour/Gigs zu finden um eventuelle Besonderheiten im Hinterkopf zu haben (gibts zB einen lauten Knall mit Pyro, springt der Bassist im hohen Bogen vom Drumriser, etc.)
Letztlich kann man aber nie genau voraussagen, wie die Situation im Fotograben sein wird. Es werden nicht auf jeder Show die identischen ersten 3 Songs performt oder man kennt die Venue und die Bühne vielleicht nicht. Da spielen eine Menge Faktoren mit, auf die man als Fotograf keinen Einfluss hat. Da bleibt nur eines: Have fun und genieße die Show!
Welche Tipps zur Musikfotografie kannst du anhand deiner Erfahrung geben, um den perfekten Moment einzufangen?
Da wir üblicherweise nicht gerade viel Zeit bekommen um tolle Bilder zu machen (first 3 songs, no flash) lautet die Devise: Knipse was das Zeug hält! Schau nicht nach jedem Betätigen des Auslösers auf dein Display und kontrolliere nur ab und zu ob deine Bilder korrekt Belichtet sind… vor allem nachdem sich das Bühnenlicht verändert hat, so kannst du dich ganz auf das Fotografieren konzentrieren und verlierst nicht zuviel der wertvollen Zeit im Pit. Der Rest ist Intuition und mit der Zeit bekommst du auch ein Gefühl dazu ob du jetzt die ISO erhöhen solltest oder die Verschlusszeit doch etwas kürzer halten solltest.
Welche Einstellung deiner Kamera nutzt du am häufigsten auf Konzerten?
Meine Standardeinstellungen zu Beginn einer Show sind 1/320 Verschlusszeit, ISO 1000 und Blende 3.2 Aber wenn ich ehrlich bin ist das absolut egal, glaubt mir… das bleibt nicht lange so.
Indoor nutze ich meistens eine ISO-Empfindlichkeit zwischen 3200-6400. Bei Outdoor-Festivals und am helllichten Tag, sieht es schon anders aus. Hier starte ich mit einer Verschlusszeit von 1/500 und ISO 500. das bleibt dann auch fast durchgehend so… gegebenenfalls verkürze ich noch die Verschlusszeit. Abends komme ich dann den Indoor-Einstellungen wieder nahe bzw. bin bei den selben Einstellungen.
Wieviel Zeit und Energie steckst du in die Nachbearbeitung deiner Bilder?
Die Grundeinstellungen (Kontrast, Weißabgleich, etc.) nehme ich in Lightroom vor. Dann gehts weiter in Photoshop. Hier kanns dann schon etwas aufwendiger werden. Störende Elemente entfernen, das Hauptmotiv/Musiker in den Vordergrund bringen, etc. Von hier an gehts an den Bildlook. Mittlerweile verwende ich Luminar 4 als Plug-In in Photoshop um dem ganzen Bild noch mehr „Impact“ zu verleihen. Danach wird in Photoshop nachgeschärft und exportiert. Das ganze kann dann per Foto gerne 15-30 Minuten in Anspruch nehmen…nicht gerade die schnellste und effektivste Art und Weise aber solange ich nicht zufrieden bin wird das Bild nicht gespeichert.
Welche deiner Fotos gehören zu den absoluten Lieblingsmotiven?
Ein absolutes Highlight, wenn es um Bühnenpräsenz geht, ist Joey Tempest von der Band Europe. Dieser Mann versteht sein Handwerk und liebt es mit der Kamera zu spielen. Wenn ihr die Möglichkeit habt die 80er-Helden zu shooten, just GO FOR IT!
Bei Alter Bridge wird man mich warscheinlich immer wieder finden aber das liegt warscheinlich auch daran dass die US-Rocker eine meiner Lieblingsbands sind und ich durch die Konzertfotografie sogar mit Brian Marshall (Bassist) in Kontakt gekommen bin und mir meinen Fotopass für jegliche Alter Bridge Show bei ihm „abholen“ darf. Ansonsten gibts echt haufenweise, auch teilweise unbekannte, Supportbands, die dich immer wieder überraschen und du mit wesentlich besseren Pics als die des Hauptacts nach Hause gehst.
Welche Bands und Musikgenre interessieren dich und welche Art von Veranstaltungen besuchst du, wenn du nicht mit der Kamera unterwegs bist?
Bei mir ein breites Spektrum. Angefangen bei Bryan Adams, Bon Jovi, Aerosmith, Bruce Springsteen, Guns N Roses, über Creedence Clearwater Revival, The Beatles, Led Zeppelin, The Doors, Queen, Pearl Jam bis hin zu (natürlich) Alter Bridge, Stone Sour, Shinedown, Seether, Dream Theater, Black Stone Cherry, Disturbed, Godsmack… ihr merkt schon, da könnte ich noch seitenweise weitere aufzählen.
Abseits des Fotograbens findet man mich in der Natur um der Landschaftsfotografie bzw. der Astrofotografie nachzugehen, auf einem Fussballspiel oder ich stehe selbst als Musiker auf der Bühne.
Jürgen Hummer im Interview mit Marcus Liprecht im Juni 2021
Website: www.hummerphotography.com
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